Nur wenige Gebäude Stades verschonte der Stadtbrand von 1659. Während auf der gegenüberliegenden Straßenseite die Häuser im Flammenmeer untergingen, blieben sie auf in der Reihe des Hauses Hökerstraße 29 stehen.
Hier, am unteren Ende der zentralen, vom Fischmarkt durch die Altstadt führenden Handelsachse betrieben im Mittelalter und in der Hansezeit vor allem die Höker und Krämer ihre Geschäfte. Als Kaufmannshaus wurde das „Hökerhus“ im Spätmittelalter errichtet.
Jüngeren Datums ist die reiche verzierte Fachwerkfassade. Eine geschnitzte Volutenkartusche über dem Eingang nennt das Baujahr: 1650. Dies deckt sich mit dendrochronologischen Untersuchungen an den Bauhölzern. Sie wurden zwischen 1648 und 1651 geschlagen. Das Giebelhaus erstreckt sich über drei Geschosse und kragt vierfach vor. Die Vorkragungen stützen reich profilierte Konsolen.
Die geschwungenen Streben am Fuß der Holzständer verleihen dem Haus sein charakteristisches Aussehen. Dominant wirken die beiden zweigeschossigen Erker. Im oberen Geschoss zieren geschnitzte Rankenornamente die Eckstreben und die Viertelstäbe unter den Dachgesimsen.
Trotz moderner Veränderungen – heute befinden sich im „Hökerhus“ Läden, ein Café und Wohnungen – vermittelt sich im Inneren noch der Eindruck eines Kaufmannshauses. Ein schmaler Durchgang führt in die hohe Diele, den einstigen Multifunktionsraum.
Als erster Besitzer ist der Seidenkrämer Johannes Pragemann bekannt. Er wohnte jedoch nicht selbst in dem Haus. 1677 erwarb es der Ratsherr Hinrich Köncke, der vermutlich im Tuchhandel tätig war.